

6. Januar 2022
Hinschauen, wo andere wegschauen – 2021
Der Unternehmensdialog ist ein wichtiger Teil der Forma Futura Anlagestrategie. Er trägt dazu bei, sowohl vertiefte Informationen von Unternehmen zu erhalten als auch auf wichtige Themen hin zu sensibilisieren.
Nachhaltigkeit ist im Trend. Ein Unternehmen, das heute erfolgreich am Markt bestehen will, kann sich dem nicht mehr entziehen. Für Anlegerinnen und Anleger, aber auch für Analystinnen und Analysten wird es immer schwieriger, echtes Engagement von blossen Lippenbekenntnissen zu unterscheiden. Der Unternehmensdialog ist für Forma Futura ein integriertes und bewährtes Instrument, um einen tieferen Einblick in ein Unternehmen zu erhalten. Dessen Bekenntnis zur Nachhaltigkeit kann damit überprüft werden.
Unternehmen auf dem Prüfstand
Um Teil des Forma Futura Anlageuniversums zu werden, müssen Unternehmen einen mehrstufigen Auswahlprozess durchlaufen. Dieser besteht aus einer externen Basisprüfung, einer eigenen Finanzanalyse sowie der abschliessenden Nachhaltigkeitsanalyse. Aus einem globalen Pool von über 10'000 Unternehmen genügen schlussendlich nur etwa 250 den strengen Kriterien von Forma Futura.
Forma Futura hat bereits 2011 den Unternehmensdialog eingeführt. Ein Instrument, das den Analyseprozess um eine entscheidende Komponente ergänzt: den persönlichen Kontakt mit den Unternehmen, die auf dem Prüfstand stehen.
«Dialog bedeutet Kompromiss: Wir lassen uns auf die Meinung des anderen ein.»
Im Verlauf des Researchprozesses gibt es verschiedene Auslöser, um einen solchen Firmendialog aufzunehmen:
- Informationen aus der Unternehmensanalyse reichen für eine Beurteilung nicht aus
- Kontroverse Unternehmensaktivitäten
- Recherche zu unterschiedlichen Nachhaltigkeitsthemen
Im Unternehmensdialog werden individuelle, auf das Unternehmen bezogene Fragen gestellt, die sich aus dem Analyseprozess ergeben. Im Fokus stehen Themen wie Mitarbeitenden- und Lieferantenpolitik, Steuertransparenz, Umweltziele, sowie Gen- oder Nanotechnologie. Interessante börsenkotierte Schweizer KMUs werden zusätzlich vor Ort besucht. Inhalt und Form solcher Dialoge fliessen in die Unternehmensbewertung mit ein.
Kontaktiert werden die Unternehmen auch bei einem allfälligen Ausschluss aus dem Forma Futura Anlageuniversum und bei schwerwiegenden Kontroversen. Letztere können die Bewertung reduzieren, was auch zum Ausschluss des Unternehmens führen kann.
Sowohl die relativ hohe Rücklaufquote von 74 Prozent als auch die überwiegend hohe Qualität der Antworten beweisen, dass der Unternehmensdialog Wirkung zeigt. Unternehmen werden durch diesen Prozess auf problematische Aspekte ihrer Nachhaltigkeitsleistung sensibilisiert und zu ökologisch und sozial verantwortlichem Wirtschaften motiviert. Forma Futura kann so über die Anlageaktivitäten hinaus die Bewusstseinsbildung bei wichtigen Marktakteuren steigern. Das gemeinsame Ziel ist es, einen stetig wachsenden Beitrag zur Steigerung der nachhaltigen Lebensqualität zu leisten.
Dialoge zum Thema Ethylenoxid
Gewürzmischungen, Glace, Knäckebrot – in den vergangenen Monaten haben sich in der Schweiz und der Europäischen Union Rückrufe von Lebensmitteln wegen Rückständen von Ethylenoxid gehäuft. Da auch Firmen im Forma Futura Anlageuniversum von den Rückrufen betroffen waren, sind wir der Problematik auf den Grund gegangen.
Bei Ethylenoxid handelt es sich um ein farbloses Gas. Im Lebensmittelbereich wird es als Pflanzenschutzmittel sowie als Biozid, das heisst zur Desinfektion und zum Schutz bereits geernteter Lebensmittel, verwendet. Beides soll einen Befall mit Schimmelpilzen und Bakterien verhindern. Wenn Lebensmittel Biozid-Rückstände aufweisen, ist nur schwer zu erkennen, ob die Lebensmittel begast oder ob sie durch den Transport in mit Ethylenoxid desinfizierten Containern kontaminiert wurden.
Ethylenoxid ist in der Schweiz als karzinogen eingestuft, erhöht also die Wahrscheinlichkeit einer Krebserkrankung und das bereits in sehr geringen Dosen. Sowohl in der Schweiz als auch in der EU gilt ein vollständiges Anwendungsverbot in Pflanzenschutzmitteln. Als Biozid ist Ethylenoxid nur zur Desinfektion ohne Lebensmittelkontakt erlaubt.
Im Jahr 2020 wurde ein hoher Ethylenoxid-Gehalt in Sesam aus Indien festgestellt, was zu einer grossen Rückrufwelle von Produkten geführt hat. Die Kontamination war möglich, da der Einsatz von Ethylenoxid in verschiedenen Ländern noch erlaubt ist, darunter in Indien, Kanada oder den USA. Auch weitere Lebensmittel wie Johannisbrot- oder Guarkernmehl sind von Rückständen betroffen. Dabei handelt es sich um häufige Zusatzstoffe etwa in Glace oder Fertigmahlzeiten.
Das Verfahren, mit dem Ethylenoxid nachgewiesen werden kann, war lange Zeit aufwendig und teuer. Aufgrund der ausgeweiteten Teststrategie wurde jedoch ein schnelleres und günstigeres Verfahren entwickelt, wodurch häufiger Ethylenoxid-Rückstände in Produkten festgestellt wurden.
Bei unserer regelmässigen Überprüfung von kontroversen Unternehmensaktivitäten sind wir auf die Problematik aufmerksam geworden. In der Folge haben wir drei Unternehmen (Ahold Delhaize, Danone, Kesko), kontaktiert und nach ihren Kontrollmechanismen gefragt.
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alice.balmer@formafutura.com +41 44 287 22 90

Alice Balmer
Co-Leiterin Nachhaltigkeitsresearch
«Ein respektvoller Umgang mit Ressourcen und Mitmenschen sind für mich Werte, die auch in der Finanzbranche zählen. Wir tragen die Verantwortung für eine weltweit intergenerative Gerechtigkeit zusammen»